
Große Öffnungswelle noch rechtzeitig vor
Weihnachten
Die Freude über das Ende des Lockdowns ist quer durchs Land und alle Branchen groß, wie ein Rundruf der Steirischen Wirtschaft deutlich macht: Handel und körpernahe Dienstleister zeigen sich mit den ersten Tagen der Wiederöffnung zufrieden, und auch Gastronomie und Hotellerie starten positiv gestimmt in den vorweihnachtlichen Betrieb. Darüber hinaus wird auch der Extra-Einkaufstag am 19. Dezember dankend angenommen. Trotzdem gibt es auch nach der vierten mehrwöchigen Schließung Kritik an der Regierung: Fehlende Planungsmöglichkeiten und eine zu geringe Vorlaufzeit bleiben die Knackpunkte, die zu Termin-Chaos und Verunsicherung bei Kunden und Gästen führen.
„2G-Regel wird stichprobenartig von uns kontrolliert“

„Wir waren mit dem Geschäftsgang am ersten Tag nach dem Lockdown sehr zufrieden, besonders am Vormittag war verhältnismäßig viel los. Besonders begehrt waren dabei Kinderbücher und Krimis, aber auch Kochbücher und klassische Literatur“, berichtet Sandra Wild, Filialleiterin der Buchhandlung Moser in Graz. „Sowohl die 2G-Regel, die stichprobenartig von uns kontrolliert wird, als auch die FFP2-Maskenpflicht werden von unseren Kunden vorbildlich eingehalten“, so Wild. Auch am Sonntag vor Weihnachten bleibt die Buchhandlung zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet.
Großer Ansturm, aber massive Logistikprobleme

Seit 40 Jahren arbeitet Gottfried Gungl im Spielwa-ren-Handel, aber solche Probleme mit der Warenverfügbarkeit und Logistik hatte er noch nie. „Seit Beginn der Pandemie haben wir mit der Warenversorgung zu kämpfen. Laut unseren Lieferanten sieht die Lage auch für 2022 nicht besser aus“, so Gungl, Geschäftsführer des gleichnamigen Spielzeugmarktes in Gleisdorf. Nichtsdestotrotz verlief der Start nach dem Lockdown sehr gut. „Das Weihnachtsgeschäft läuft sehr gut, auch der Online-Shop wurde intensiv genutzt.“
„Wir sind zuversichtlich, dass es nach dem Lockdown wieder besser wird“

Bereits seit über 100 Jahren gibt es den Familienbetrieb Juwelen Binder im Kirchenviertel in Liezen. Heute wird das Unternehmen von Heinz und Lisa Mi chalka geführt. Kurz nach der Wiedereröffnung ist Heinz Michalka positiv gestimmt: „Es geht uns gut, wir sind voller Erwartungen und sehr zuversichtlicht, dass sich noch etwas tut“, so Michalka. Auch die Kunden freuen sich, dass das Geschäft wieder geöffnet hat, und tragen die Maßnahmen mit. Dennoch sieht Michalka die größte Herausforderung darin, den verlorenen Umsatz der letzten 20 Tage wieder hereinzuholen. Für die Zukunft wünscht sich der Geschäftsführer des Traditionsbetriebes ein baldiges Ende der Corona-Pandemie und dass es wieder so wird wie zuvor.
Auch am Sonntag kann im Murpark bei vielen Händlern eingekauft werden

Der erste Einkaufstag nach dem Lockdown war für die Händler im Grazer Murpark zufriedenstellend. „Die Frequenz und auch die Umsätze waren sehr gut, obwohl man gemerkt hat, dass viele Kunden den Ansturm am ersten Tag vermeiden wollten“, bestätigt Center-Managerin Edith Münzer. Auch die Stimmung unter den Händlern ist nach dem vierten Lockdown positiv. „Die Kunden freuen sich wirklich, dass der stationäre Handel wieder geöffnet hat– das macht auch den Händlern Mut, von denen viele auch am Sonntag öffnen werden“, so Münzer. Die zusätzliche Öffnung der Gastrobetriebe am 17. Dezember soll außerdem noch weitere Kunden anlocken. „Für die Sicherheit der Kunden ist auf jeden Fall in allen Bereichen gesorgt“, versichert die Center-Managerin.
Auch das Steirereck am Pogusch steht bereits in den Startlöchern

In freudiger Erwartung auf seine Gäste ist das Steirereck am Pogusch. Bereits kurz vor der Wiedereröffnung werden in dem Gastronomiebetrieb die Messer geschärft und tatkräftig mitangepackt, um nach dem Lockdown richtig durchstarten zu können. „Wir freuen uns darauf, wieder Gäste begrüßen zu dürfen, und sind bereits in die Vorbereitungen gestartet“, bestätigt Heinz Reitbauer junior, Geschäftsführer des Steirerecks. Während des Lockdowns wurden Reparaturarbeiten durchgeführt und alles wieder auf Vordermann gebracht. Auch Heinz Reitbauer senior ist davon überzeugt, dass es nach dem Lockdown wieder bergauf geht: „Die Gäste sind hungrig, sie wollen essen und trinken und ins Lokal gehen“, so Reitbauer senior. Die aktuellen Maßnahmen werden von dem Betrieb mitgetragen, auch wenn es eine schwere Situation ist. Für die Zukunkt wünscht sich der Betrieb mehr Planbarkeit.
„Wenn im Jänner wieder ein Lockdown kommt, haben wir ein großes Problem“

Rund 30 Prozent seiner Mitglieder hat Bernd Klampfer seit Beginn der Pandemie verloren, obwohl er nie einen positiven Corona-Fall in seinen beiden Fitnessstudios verzeichnen musste. „Und das, obwohl Fitnessstudios gerade in einer Gesundheitskrise eine wichtige Rolle spielen und zur Stärkung des Immunsystems beitragen“, so der Leiter des Backmed Fitness- und Gesundheitszentrums in Leibnitz und des LIF-Fitnessclubs in Tillmitsch. „Wenn uns dann im Jänner, dem wichtigsten Einschreibemonat, erneut ein Lockdown bevorsteht, dann wird es wirklich eng“, so Klampfer. Umso mehr hofft der Fitnessstudio-Betreiber nun auf eine klare Linie seitens der Politik, was die Impfung betrifft. „Ich hoffe, dass wir dadurch eine bessere Planbarkeit erhalten und unseren Mitgliedern ein sicheres Training gewährleisten können“, so Klampfer.
403 bestätigte Termine in den ersten acht Tagen nach Lockdown

„Also der erste Tag nach dem Lockdown war echt spitze, wir haben uns sehr gefreut, unsere Kundinnen wieder zu sehen. Allein in den ersten acht Tagen haben wir unfassbare 403 bestätigte Termine“, freut sich Victoria Eisterer, Geschäftsführerin von Averie, einem Beautysalon am Grazer Hauptplatz. Stornierungen aufgrund von Sicherheitsbedenken konnte das Team bislang keine verzeichnen. „Im Gegenteil, wir werden regelrecht überflutet“, so Eisterer. Trotzdem wünscht sich die Geschäftsführerin mehr Klartext seitens der Regierung: „Wenn ein Lockdown geplant ist, sollte das auch klar kommuniziert werden. Sonst entsteht bei uns ein absolutes Termin-Chaos.“
Alle Weihnachtsfeiern wegen fehlender Planbarkeit storniert

Die Vorfreude auf das Reopening ist auch im Grazer Kunsthauscafé groß – sowohl bei den Gästen als auch beim Team. „Wir haben schon einige Reservierungen für die Zeit nach dem Lockdown und die Mitarbeiter freuen sich schon, wieder tatkräftig anpacken zu können“, erzählt Geschäftsleiterin Nathalie Fantitsch. Auch wenn das Kunsthauscafé dank Take-away, internen Schulungen und einem starken Team-Zusammenhalt gut durch den vierten Lockdown gekommen ist, sorgen die anhaltenden Corona-Maßnahmen für Umsatzverluste. „Aufgrund der mangelnden Planbarkeit haben beispielsweise alle Unternehmen ihre Weihnachtsfeiern storniert. Hier würden wir uns wünschen, dass unsere Volksvertreter agieren statt zu reagieren. Die Politik sollte Entscheidungen selbst treffen und sie nicht dem Virus überlassen“, so Fantitsch.
„Unsere Auslastungskurve zeichnet derzeit flache Gipfel und tiefe Täler“

„Die Feiertage bringen uns zwar Gäste ins Haus, doch nach dem saisonbedingten Buchungsplus sieht es wieder durchwachsen aus. Wir drehen uns mit Anzahlungen und Rücküberweisungen oftmals bei ein und demselben Gast im Kreis und können ihn schlussendlich immer noch nicht bei uns begrüßen“, so Gerhard Höflehner, Geschäftsführer des Ennstaler Natur- und Wellnesshotels Höflehner. Auch wenn die Zeit während des Lockdowns mit Renovierungsarbeiten und Schulungen genutzt wurde, hält Höflehner nichts von dem ständigen Auf- und Zusperren: „Das Virus scheint zu bleiben. Daher wünsche ich mir, dass geimpfte und immunisierte Gäste uneingeschränkt bei uns nächtigen dürfen.“
„Alle Betriebe in unserem Haus sind nun wieder für die Kunden geöffnet“

Rund ein Drittel der Geschäfte im ECE Kapfenberg hatten während des Lockdowns geöffnet, der Rest war geschlossen. Doch nun können alle Läden wieder ihre Pforten öffnen, wie Geschäftsführer Heribert Krammer bestätigt. „Zur Wiedereröffnung bieten unsere Betriebe besondere Anreize wie Preisnachlässe oder Produkte an“, so Krammer. Auch wird es zwei Neueröffnungen in dem Einkaufszentrum geben. „Im ECE Kapfenberg wird es mit der Burger Boutique das erste Burgerlokal der Stadt geben“, betont Krammer. Auch am Sonntag wird ein Teil der Geschäfte für Kunden aufsperren, dennoch kann der Umsatz nicht wieder eingeholt werden. Doch Krammer ist positiv gestimmt: „Ich freue mich auf das neue Jahr, das Jahr des Jupiters, welcher astrologisch gesehen für Versöhnung steht“, so Krammer.
Ein stressiger Start und ein voller Terminkalender bis Weihnachten

„Die ersten Tage nach dem Lockdown sind sehr gut angelaufen, vor allem der erste Tag war sehr stressig“, erzählt Denise Schönberger, Geschäftsführerin von der „Haarschneiderei“ in Graz. Nach Wochen mit Kurzarbeit und Co. freut sich das Team nun wieder auf Kundenkontakt. „Es halten sich auch alle an die vorgegebenen Maßnahmen, da sind unsere Kunden wirklich vorbildlich“, freut sich die Haar-Stylistin. Auch wenn der Start gut verlief, würde sich Schönberger eine bessere Planbarkeit wünschen. „Immer alles von heute auf morgen umzustellen, ist nicht leicht – weder für uns noch für die Kunden. Eine bessere Koordination wäre wünschenswert“, so Schönberger.
„Planungssicherheit ist für uns und unsere Gäste enorm wichtig“

Weihnachtliche Vorfreude auf die Wiedereröffnung gibt es im Thermenhotel Rogner Bad Blumau. „Wir freuen uns, wieder Gäste begrüßen zu können, und bringen die Anlage in weihnachtliche Stimmung“, so Direktorin Melanie Franke. Weiters gibt es ein Adventprogramm für die Gäste. Während des Lockdowns wurde in einen Restaurantzubau investiert, die Zimmer wurden ausgemalt und die Anlage bunter und vielfältiger gestaltet. Unklarheiten gibt es in Bezug auf die nächsten Wochen, insbesondere darauf, welche Verordnungen zu Silvester gelten werden. „Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir wieder in eine Gemeinschaft zurückkehren können“, so Franke abschließend.
