
INTERVIEW
… mit Martin Fellendorf, TU Graz

Wenn wir von Mobilitätswende sprechen, braucht es da auch Straßen?
„Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten“ stimmt nur bedingt. Im Fall des A9-Ausbaus rechnen wir nur mit geringem Neuverkehr. Dafür überwiegt der Nutzen, nämlich dass das Landesstraßennetz entlastet wird. In einem wachsenden Wirtschaftsraum wie dem Grazer Süden ist es sinnvoll, den Straßenverkehr gebündelt auf der Autobahn zu haben.
Wenn der Ausbau in Hinblick auf den wachsenden Lkw-Verkehr alternativlos ist: Ist die Schiene keine Option?
Auch wenn es wünschenswert wäre und im Sinne der Mobilitätswende notwendig ist, ist es bisher nicht gelungen, den Güterverkehr umfassend auf die Straße zu verlagern.
Welche ergänzenden Maßnahmen würden im Sinne der Mobilitätswende Sinn ergeben?
Eine effiziente Maßnahme wäre, den Lkw-Verkehr durch Orte mit Fahrverboten zu unterbinden. Der Ziel- und Quellverkehr für Lkw muss freilich erlaubt bleiben. Wichtig wäre auch, bei der Raumordnung anzusetzen, um den Pendlerverkehr zu reduzieren. Denn Streusiedlungen sind mit Öffis kaum erreichbar. Sinnvoll wäre auch ein noch verstärkterer Ausbau von P&R-Parkplätzen.
Torpediert der Straßenausbau die Öffi-Nutzung?
Nur in geringem Ausmaß, wie wir im Fall der A9 für das Jahr 2040 errechnet haben. Der Anteil der ÖV-Nutzung würde von 25,2 auf 24,8 Prozent sinken.
Martin Fellendorf, Leiter Institut für Stra-ßen- und Verkehrswesen an der TU Graz