

Ein „Stummer“ will ganz laut mitmischen
Karl-Heinz Stummer ist der neue Mann an der Spitze der Fahrschulen. Er will aus der Krise wieder voll durchstarten. Wie, das verrät er im Gespräch.
Erzwungener Stillstand herrscht im dritten Lockdown auch in den 53 steirischen Fahrschulen, die mit einem besonderen Paradoxon zu kämpfen haben, wie Stummer beschreibt: „Als Dienstleister dürfen wir unsere Büros geöffnet halten, das Abhalten von Kursen ist allerdings untersagt, weil wir damit unter das Veranstaltungsgesetz fallen. Fahrstunden sind erlaubt, weil sie mit Lehrer und Schüler als Fahrgemeinschaften (Zwei-Haushalte-Regel) gelten, Prüfungen wiederum wurden am 8. Dezember von der Bundesregierung ohne Vorwarnung und Begründung abgesagt.“ Nur ein paar aktuelle Knackpunkte, die den Einstieg an die Spitze der Fahrschulen „Charly“ Stummer nicht ganz leicht machen. Der 59-jährige Unternehmer und Gründer der Powerdrive-Gruppe mit rund 35 Mitarbeitern, der Marcus Martschitsch als Vorsitzenden der steirischen Fachvertretung der Fahrschulen abgelöst hat, nimmt sich schon beim Start kein Blatt vor den Mund: „Verkehrs- und Gesundheitsministerium spielen sich den Ball zu, wer für uns zuständig ist.“ Eine untragbare Situation für Stummer, vor allem weil der Rückstau der Prüfungskandidaten auch aufgrund der regen Nachfrage nach Ausbildungen in der grünen Mark immer länger wird.
„Bis zu 5.000 Schüler warten auf ihre Fahrprüfung.“
K.-H. Stummer, Vorsitzender der Fahrschulen und des Allgemeinen Verkehrs
Stummer rechnet, dass sich pro Fahrschule 50 bis zu 150 Schüler anstellen, um endlich mit einer Prüfung in den Genuss einer Fahrerlaubnis zu gelangen. Man könne sich ausrechnen, dass angesichts solcher Zahlen auch die „amtlichen“ Prüfungsorgane an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen werden, fürchtet Stummer, der die Zusammenarbeit mit den steirischen Behörden lobt. Aber noch heißt es warten und auf einen Neustart am 25. Jänner hoffen: „Die Betriebe haben viel investiert, um alle geforderten Sicherheitsvorkehrungen zu treffen.“ Der Umsatzersatz von 80 bzw. 50 Prozent im November und Dezember war laut Stummer nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, „weil die Kosten für Leasingraten, Versicherungen von Fahrzeugen etc. voll weiterlaufen.“ Die Route in Richtung Zukunft hat Stummer klar abgesteckt. Er will vor allem am Präsenzunterricht festhalten, weil er die Gruppendynamik für notwendig hält, die Distance Learning kaum vermitteln kann.
Sein größtes berufliches Steckenpferd aber ist die E-Mobility: „Wir müssen für die Jugend Vorbild sein und verstärkt E-Fahrschulautos anbieten.“ Das Problem dabei ist, dass diese Fahrzeuge ein automatisches Getriebe haben. Werden Schüler darauf geschult und absolvieren sie mit Automatik die Prüfung, dann dürfen sie auch nur Fahrzeuge mit Automatik steuern. Stummer kämpft jetzt dafür, dass ihnen nach Prüfung und Fahrstunden mit Pkw mit manuellem Getriebe dieser Passus aus dem Führerschein gestrichen wird.