

Am Lehrstellenmarkt klafft nun eine große Lücke
Trotz der coronabedingt schwierigen Situation am Arbeitsmarkt steht Jugendlichen ein Überangebot an Lehrstellen zur Verfügung.
Die Corona-Krise hat sich nicht nur auf die Wirtschaft, sondern auch auf den Bereich der Bildung und Qualifizierung stark ausgewirkt, wie ein Blick auf die aktuelle Quartalsbilanz zeigt: Die Zahl der steirischen Lehranfänger ist von 4.302 im März 2020 auf 4.023 im März 2021 gesunken – ein Minus von 6,5 Prozent. Grund dafür sind allerdings nicht die mangelnden Ausbildungsmöglichkeiten – im Gegenteil: 800 betriebliche Ausbildungsplätze sind allein beim AMS Steiermark als sofort besetzbar gemeldet, hinzu kommen weitere 2.247 offene Lehrstellen, die in den kommenden Monaten frei werden. Dem gegenüber stehen aktuell 550 Lehrstellensuchende und weitere 909 Jugendliche, die in den kommenden Monaten ihre Ausbildung starten wollen (siehe Seite 10).
„Es fehlt uns schlichtweg an Jugendlichen. 2020 gab es deutlich weniger Schulabgänger, die sich für eine Lehre entschieden haben – ein Mitgrund für die aktuelle Situation, die schnell zu einem Flaschenhals für eine hoffentlich baldige wirtschaftliche Erholung werden kann“, so Josef Herk, Präsident der WKO Steiermark. Jetzt gehe es darum, jedes Potenzial nutzbar zu machen. Wie dies unter anderem gelingen kann, zeigt das jüngste Pilotprojekt von WKO, AMS Graz und Österreichischem Integrationsfonds (siehe Artikel links unten).
„Trotz des aktuellen Minus bei Lehranfängern gibt es aber auch erste Anzeichen für eine Besserung“, betont Gottfried Krainer, Leiter der Lehrlingsstelle in der WKO. „Auch wenn nach wie vor zahlreiche Lehrlinge gesucht werden, zeichnet sich langsam ein positiver Aufwärtstrend ab. Viele Betriebe haben uns jetzt schon Lehrverträge für den Sommer geschickt. Wir spüren eine gute Entwicklung und sehen quer durch fast alle Branchen, dass ein gewisser Optimismus zurückkehrt“, so Krainer weiter.
Deutlich sichtbar wird dies vor allem im Gewerbe und Handwerk, wo bei den Lehranfängern bereits jetzt ein Plus von 1,2 Prozent gegenüber 2020 verzeichnet wurde. „Unsere Aufgabe ist es nun, vor allem potenzielle Bildungsweg-Wechsler für Lehrberufe zu begeistern.“ Um die Neugierde für einen der rund 160 Lehrberufe in der Steiermark zu wecken, empfiehlt Krainer Schnuppertage: „Diese sind auch in Zeiten von Corona unter der Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen möglich und bieten sowohl Jugendlichen als auch Betrieben die Gelegenheit, einander kennenzulernen.“ Neben Probetagen helfen auch das Talentcenter, der Berufsinformationscomputer „BIC“ sowie die Lehrstellenbörse des AMS bei der Suche nach der idealen Lehrstelle.
DeMi

„Das Positive: Aus fast allen Branchen bekommen wir gute Signale. Wir sind endlich wieder am Weg zurück zur Normalität.“
Gottfried Krainer, Leiter Lehrlingsstelle

„Wer glaubt, dass steirische Betriebe nicht ausbilden wollen, liegt falsch – im Gegenteil. Allerdings fehlen uns die Jugendlichen.“
Josef Herk, Präsident WKO Stmk.