Weihnachten am Strand und mit Plastikbaum
Barbecue in Flip-Flops, Kunststoff-Christbäume in Einkaufszentren, Christkindlmarkt vor Wolkenkratzern: Wie die Adventund Weihnachtszeit im Rest der Welt gefeiert wird. Ein Rundruf bei den österreichischen Außenhandelsstellen von Brasilien bis Australien und von den Philippinen bis China.
Auf den Philippinen beginnt Weihnachten schon am 1. September und wird im ganzen Land mit besonderer Hingabe gefeiert. Schließlich sind – ungewöhnlich für Asien – 90 Prozent der Bevölkerung Christen. Straßen, Einkaufszentren und Geschäfte sind vier (!) Monate lang mit Weihnachtsschmuck versehen und „Stille Nacht“ begleitet einen in den unterschiedlichsten Variationen bis in den Dezember hinein, erzählt Christina Stieber, Wirtschaftsdelegierte in Manila. Weihnachten wird auch kulinarisch über Monate hinweg intensiv gefeiert. Die Filipinos lieben es, einzukaufen. 70 Prozent des BIP werden durch Konsum generiert. „Vier Monate Weihnachtsshopping bieten einen weiteren Grund, Geld für Geschenke, Essen und Partys auszugeben“, so Stieber. Rund 600 Dollar wird der philippinische Haushalt für Weihnachten ausgeben – bei einem monatlichen Durchschnittsgehalt von aktuell 330 Dollar.
Obwohl in China traditionell kein Weihnachtsfest gefeiert wird, verwandeln sich vor allem die Einkaufsmeilen in Shanghai zur Weihnachtszeit in festlich geschmückte Straßenzüge. Die zahlreichen Shoppingcenter der 26-Millio-nen-Megametropole werden prachtvoll dekoriert und locken mit einer Vielzahl an Aktionen und saisonalen Aktivitäten in die Geschäfte. Paketzustelldienste haben in der Vorweihnachtszeit Hochsaison, zumal viele Menschen von Online-Sonderangeboten profitieren wollen. In diesem Jahr ist am 22. November der „Deutsche Christkindlmarkt Shanghai“ an den Bund zurückgekehrt, erzählt Christian Fuchssteiner, Wirtschaftsdelegierter in Shanghai. Über 180.000 Besucher aller Altersgruppen werden bis Weihnachten erwartet.
Verkehr und Trubel gibt es in Paris immer viel, was sich in der Vorweihnachtszeit nicht wirklich ändert. „Daher ist von einer stillen, besinnlichen Zeit eher wenig zu spüren“, relativiert Bernadette Pointl vom Außenwirtschaftscenter in Frankreichs Hauptstadt. Aber mit dem Einschalten der Weihnachtsbeleuchtung auf dem Pariser Champs Élysées im November hat die Weihnachtssaison „offiziell“ begonnen. Die Großkaufhäuser schmücken ihre Schaufenster, romantische Weihnachtsmärkte gibt es aber eher im Elsass. Die Franzosen geben durchschnittlich 350 Euro für Geschenke aus, man stellt Christbäume schon im Advent in den Wohnungen auf – und entsorgt diese meist bereits vor dem traditionellen Weihnachtsurlaub.
Weihnachten feiern in einem muslimischen Land? Geht das überhaupt? „Und wie das geht“, sagt Johannes Brunner, Wirtschaftsdelegierter in Abu Dhabi. In den unzähligen Shopping Malls ist längst Weih-nachtsstimmung eingekehrt, die Hotels übertreffen einander mit der Höhe der Christbäume in der Lobby. Wer einen „echten“ Tannenbaum für zu Hause erstehen möchte, findet diesen in den internationalen Einzelhandelsketten aus Europa und Nordamerika. Vor der exklusiven Galleria Mall wird demnächst auch ein Weihnachtsmarkt aufgebaut. Glühwein oder Punsch wird man dort jedoch keinen finden. Das ist bei Temperaturen von rund 25 Grad am Abend auch nicht unbedingt nötig.
In Brasilien, dem größten katholischen Land der Welt, wird Weihnachten entsprechend ausgiebig gefeiert. Rund 13 Milliarden Euro an Weihnachtsgeschäft sind es 2022 gewesen, heuer ist aufgrund des Wirtschaftswachstums mit einer Steigerung zu rechnen, berichtet Günther Sucher, Wirtschaftsdelegierter in São Paulo. Die Temperaturen sind sommerlich, man sieht häufig Weihnachtsmänner in kurzen Hosen. Statt den bei uns so populären Weihnachtsmärkten mit Glühwein wird hier deshalb auch eher kaltes Bier oder Weißwein getrunken. Bereits Monate vor Weihnachten werden die Shoppingcenter geschmückt, in den Wohnungen stellen die Leute ihre Kunststoff-Christbäume meistens auch schon Ende November auf. Rio de Janeiro und São Paulo rivalisieren , wer den höheren Christbaum stehen hat.
Da Australien in den letzten Jahrzehnten stark durch Zuwanderung aus asiatischen Ländern geprägt wurde, geht es hier nicht ganz so weih-nachtlich-hektisch zu wie in Europa. Es werden da und dort zwar große Weihnachtsbäume aufgestellt und in einigen Einkaufshäusern gibt es eine Dekoration. Das Dekorieren zuhause fällt aber einfacher aus, weiß Ulrike Straka, Wirtschaftsdelegierte in Sydney. Das Feiern konzentriert sich auf den 25. und 26. Dezember, davor entsteht nicht die gleiche Atmosphäre wie in Europa. Traditionelle Weihnachtsmärkte gibt es nur vereinzelt, meistens nur in den großen Städten, Glühwein und der für Europa so typische Weihnachtsduft fehlen. Die Australier verbinden mit Weihnachten eher Sommerferien, man verbringt die Zeit am Strand, beim Barbecue oder bereist das Innere des Landes. Leider assoziiert man auch die jährlich auftretenden Buschfeuer mit Weihnachten.
Bei 30 Grad und mehr gehören in Südafrika aber Shorts und Flip-Flops zum Weihnachtsoutfit. Die Bescherung gibt es großteils am 25. Dezember in der Früh. Viele Südafrikaner verbringen die großen Sommer- und Weihnachtsferien an der Küste. Dementsprechend groß ist das Verkehrsaufkommen, wenn sich Südafrika spätestens am 15. Dezember in den Urlaubsmodus begibt, erzählt Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Johannesburg, Martin Meischl. Die Shoppingcenter sind schon seit Anfang November mit Plastikbäumen mit Kugeln, Lametta und Lichterketten teilweise geschmückt. Einige Shoppingcenter bieten auch spezielle „Erlebniswelten“ an. Die Beleuchtung kommt dabei im Übrigen oft von der Tiroler Firma MK Illumination.
New York zur Vorweihnachtszeit ist magisch, mit Millionen von Lichtern und vielen „over the top“ geschmückten Weihnachtsbäumen, schwärmt Wirtschaftdelegierter Peter Hasslacher. Gestartet wird zu Thanksgiving mit der weltberühmten Thanksgiving Day Parade. Ein weiteres Highlight in New York sind der Bryant Park Holiday Markt und der Weihnachtsbaum im Rockefeller Center. Er ist mit mehr als 50.000 Lichtern geschmückt und die Kabel der Lichterkette sind bis zu acht Kilometer lang. Nicht nur deshalb zieht es zwischen Thanksgiving und Weihnachten rund 6,5 Millionen Besucher aus der ganzen Welt nach New York. Die New Yorker selbst geben im Durchschnitt um die 753 Dollar für Weihnachtsgeschenke aus.
8,9 Milliarden Euro Umsatz wurden allein im letzten Jahr am Black Friday (24. November) weltweit umgesetzt. Der Tag gilt als offizieller Auftakt zum Weihnachtsshopping.